Energiespeicher: Spannendes Pionierprojekt im Haus 6

Das Bauprojekt Altwiesen wird seinem innovativen Ruf ein weiteres Mal gerecht: Im Haus 6 kommt zum ersten Mal in der Schweiz in einem grossen Wohngebäude eine Natronlauge-Speicheranlage zum Einsatz. Ihr Ziel: Die im warmen Sommer gewonnene überschüssige Energie lagern und im Winter zum Heizen der Räumlichkeiten einsetzen.

Am Anfang steht eine Photovoltaik-Anlage, wie sie im Projekt Altwiesen breitflächig im Einsatz ist. Der Clou: Dank einer neuartigen Technik kann man deren Energie auch dann noch nutzen, wenn die Sonne wenig scheint und die Tage kurz und kalt sind. Einer der cleveren Köpfe hinter dem Prinzip ist Benjamin Fumey, der an der Hochschule Luzern forscht und ein ausgewiesener Kenner in den Bereichen thermische Energiesysteme und Verfahrenstechnik ist. Partner auf Architekturseite ist das Büro hhplus aus Zürich mit der zuständigen Architektin Patrizia Räbsamen.

Entladungsprozess setzt Energie frei

Wie das Ganze funktioniert, ist zumindest für Laien nicht ganz einfach in Worte zu fassen. Im Wesentlichen geht es um eine chemische Wärmepumpe mit zwei Tanks: Im einen befindet sich zunächst verdünnte, also wässerige Natronlauge, der im Sommer aus der Solaranlage gewonnene Wärme zugeführt wird. So erhöht sich die Konzentration der Natronlauge, weil ihr Wasser entzogen wird. Der gebildete Wasserdampf wandert in den zweiten Tank. Die nun konzentrierte Natronlauge speichert so die ihr zugeführte Energie, sie wird gewissermassen aufgeladen.

Wenn die Temperaturen draussen dann sinken, beginnt der Entladungsprozess: Mittels der Wärme aus einer Erdsonde wird das gelagerte Wasser in einer Unterdruckatmosphäre bei fünf bis sieben Grad verdampft und fliesst zurück in den Natronlaugentank. Die durch die Entladung der Lauge gewonnene Energie – der Temperaturunterschied vorher/nachher beträgt rund 30 Grad – wird schliesslich in Form von Wärme in Flächenheizungen (Bodenheizungen) im Gebäude verteilt.

Im Labor funktioniert es bestens

Gemäss Benjamin Fumey arbeiten die Wissenschaftler seit über 14 Jahren an diesem System. Im Labor funktioniert die Anlage bereits tadellos, nun also muss sie sich ein erstes Mal in einem grossen, bewohnten Gebäude beweisen. So trägt das Projekt Altwiesen einen wichtigen Teil zur weiteren Erforschung dieser vielversprechenden Methode bei. Wie gross die Anlage im Haus 6 ausfallen und wie viel Energie schliesslich gespeichert wird, steht derzeit noch nicht fest.